"Blade Trinity" und sein Kontext

 

"Blade" ist Kult. Auch wenn viele den Film vielleicht doch nicht kennen. Auch wenn der zweite Teil nicht an den ersten herankam. Auch wenn "Blade" mit dem Alten Ägypten wenig bis nichts zu tun hat. Selbst mit einer Leonor Varela als weibliche Hauptperson in Teil 2. - Varela spielte im TV-Zweiteiler "Cleopatra" von 1999 die Herrscherin über Ägypten...

Nun wird der Abschluß der Reihe um den "Daywalker", Vampir und gleichzeitig Vampirjäger Blade in Vancouver gedreht. Diesmal muß der von Wesley Snipes dargestellte Held die Welt retten. Es gilt den bösen Talos zu stoppen, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, einen uralten Vampir namens Drake (vgl. Dracula!!!) zu erwecken und damit die Herrschaft über diese Erde den Vampiren zuzuspielen.

Das scheint mit Ägypten tatsächlich wenig zu tun zu haben. Talos erinnert mich zwar an den gleichnamigen Bösewicht bzw. die "Mumie" in "Talos" bzw. "Talos, die Mumie" (a.k.a. "Tale of the Mummy"). Doch dabei dürfte es sich vielleicht doch eher um einen Zufall oder schlichte Einfallslosigkeit seitens der Autoren handeln. Worauf ich hier hinaus will, ist nichts geringeres als die Story. Die erinnert mich sehr an gut bekannte Ägyptenfilme, allen voran "Die Mumie kehrt zurück" von 2001. Ging es da nicht um die Erweckung des Skorpionkönigs, eines 5000 Jahre alten bösen Wesens, das einst ein Mensch und Herrscher gewesen war, dann aber gewissermaßen seine Seele verkauft hat? (Als seelenlos gelten ja auch Vampire - natürlich mit Ausnahme von Blade und einigen wenigen anderen...)

Nichts gegen "Blade Trinity", schon gar nicht, bevor überhaupt die Dreharbeiten abgeschlossen sind. Was mir zu denken gibt, ist die derzeitige Ideenlosigkeit im Kino. Fortsetzungen sind mittlerweile eher die Regel als die Ausnahme, angefangen bei "Terminator" und mit "Matrix" geendet. Und wo es (noch) nicht um Sequels geht, da werden Stoffe endlos wiedergekäut. Die neueste "Eingebung" findet sich in "Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen": Hier wirft man einfach diverse Helden und Anti-Helden der Literatur- und Filmgeschichte zusammen. Eine Potenzierung des Unterhaltungswertes ergibt sich dadurch leider nicht.

Achja, und dann gibt es noch die Historienfilme, allen voran "Troy". Anscheinend sieht man sich nach der Ausbeutung des Alten Ägyptens als Motiv nach anderen Gefilden um. Allerdings sollte man sich ein pseudoägyptisches Dekor sparen - oder es in der Nachbearbeitung nachbearbeiten.

Filme werden nicht besser, wenn man alles einmal oder bereits mehrmals Dagewesene in sie hineinwirft. Was der Zuschauer - hoffentlich - sehen will, und was ich mir wünsche, sind intelligente Stories, originelle Einfälle und ein Gespür für die Dinge, derer man sich bedient. Geschichte verlangt zumindest ein wenig Respekt (oder amüsante Respektlosigkeit), und Geschichten wollen geradlinig erzählt werden. Vielleicht aber variiert "Blade Trinity" nur deshalb eine längst bekannte Storyline. Man wird sehen, ob diese Taktik beim Publikum ankommt.

Oktober 2003
Christine Fößmeier


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