Ausstellungstips

 

Eine Ausstellung, die zumindest mich - positiv - überrascht hat:

Köln: Rautenstrauch-Joest-Museum für Völkerkunde
bis 29.12.2002

"Faszination Orient: Max von Oppenheim. Forscher - Sammler - Diplomat"

Nicht nur das Leben des Diplomaten und Forscher Max von Oppenheim steht im Mittelpunkt dieser Schau sondern auch seine rege Auseinandersetzung mit orientalischen Kulturgütern. Er war Ausgräber ebenso wie Sammler. Letzteres fand seinen ganz eigenen Ausdruck in seiner Wohnung in Berlin, die im orientalischen Stil dekoriert war. Dort fanden sich Chinesisches neben Meißner Porzellan, osmanische Metallarbeiten neben wissenschaftlichen Meßgeräten. Die Sehnsucht nach der Ferne im eigenen, deutschen Heim wird durch die Verbindung der großformatigen Fotos mit einigen Sammelstücken des Diplomaten spürbar vermittelt. Ein weiteres Highlight der Ausstellung bildet die Aufarbeitung der Entdeckungen am Tell Halaf in Syrien, wo Max von Oppenheim einen hethitischen Siedlungshügel ausgrub.

Faszinierend für speziell Ägypten-Interessierte sind nicht nur die Bezüge zu Kairo, wo Max von Oppenheim von 1896 bis 1909 am kaiserlichen Konsulat tätig war. Vielmehr ist es sein Streben, sich einen eigenen orientalischen Traum zu schaffen, wenn er sein Heim in einen Palast zu verwandeln versuchte und seine Freunde zu exotischen Festen einlud. Die Exponate machen das Besondere dieser Variante des Orientalismus erfahrbar. - Wer würde nicht gerne wie ein Max von Oppenheim den Alltag gegen eine ideale Fremde eintauschen wollen?

Rautenstrauch-Joest-Museum, Köln

Persönlicher Tip als "Archäologe": die Exponate vom Tell Halaf und deren Geschichte! Max von Oppenheim brachte sie in Berlin in einem eigenen Museum unter. Nach dem 2. Weltkrieg glaubte man die Stücke verloren, bis sich viele nach der Wiedervereinigung wieder auffanden.

 

In Hamburg bereits abgelaufen, handelt es sich um eine Wanderausstellung, die bereits an verschiedenen Orten zu sehen war. Erwähnenswert dennoch, zumal es auch einen interessanten Katalog dazu gibt:

Hamburg: Museum für Kunst und Gestaltung
bis 11.08.2002

"Die Pyramide - Haus für die Ewigkeit"

Von den Bauversuchen unter König Djosers und seinem Architekten Imhotep und den ersten Weltwundern in Giza über die Rezeption der altägyptischen Bauform in der Antike und Neuzeit bis hin zur modernen Forschung versucht die Ausstellung das Phänomen Pyramide zu untersuchen. Modelle machen diese einzigartigen Bauwerke faßbar, während Exponate aus dem Alten Ägypten zeigen, wie die Leute vor über 4000 Jahren gelebt und gearbeitet haben. Ägyptomane Ausstellungsstücke belegen, zu welch seltsamen Mißverständnissen es kommen konnte, wenn sich der Westen dem Orient anzunähern bemühte. Sei es, daß man versuchte, die Pyramide als eigenen Tempel des Todes oder auch des Lebens zu inszenieren, oder Architekturformen in kunsthandwerklichen Nippes zu überführen, die Faszination für die altägyptischen Bauwerke bleibt trotzdem spürbar. Die Pyramide scheint perfekt, aber auch die perfekte Projektionsfläche für westliche Träume - sogar noch heute, wenn wir von noch unentdeckten Geheimkammern in der Cheops-Pyramide träumen...

Eine sehenswerte Schau, die in Hamburg nicht ihre erste Station macht, und ein Muß für all jene, die sich sowohl für das Alte Ägypten wie auch für seine Rezeption in der Kulturgeschichte des Westens interessieren.

Persönliche Tips: die Bronzefigur des Imhotep (natürlich viele Jahrhunderte nach dessen Ableben geschaffen!), einige frühzeitliche Gefäße, die im Djoser-Komplex gefunden wurden, eine riesige Opferplatte, die ob ihrer ungewöhnlich ausführlichen Dekoration das Herz jedes Ägyptologen höher schlagen läßt, UND natürlich die Abteilung "Ägyptomanie"!

 

© Christine Fößmeier