Echt falsch?

 

Eine der "beliebtesten" Übungen während eines archäologischen oder kunsthistorischen Studiums ist die Einordnung von Objekten. Es stellen sich solche Fragen wie: Wann ist das Stück entstanden bzw. in welcher Epoche? Wer hat es angefertigt? Um was handelt es sich eigentlich? Und so weiter. Manchen macht dieses "Spiel" wirklich Spaß, andere glauben, allein aufgrund der Ansicht des Stückes nie auf eine Antwort zu kommen.

Eine nicht minder spannende Frage gilt der Echtheit von Stücken - eine Frage, die sich leider sehr selten stellt. Zum einen arbeitet man im Studium bevorzugt mit den etwas bekannteren Objekten, über die sich auch wirklich Aussagen machen lassen. Zum anderen kann die Frage nach der Echtheit nicht immer eindeutig beantwortet werden.

Hier möchte ich nun einige Stücke vorstellen, über die sich solche Aussagen durchaus machen lassen. Aber nicht immer mag sich eine zu erwartende Antwort ergeben...

Dieses Gefäß, ein Krug mit zwei Henkeln und einem abgesetzten Rand, wirkt alt. Ist er es auch? Sein Äußeres scheint dafür zu sprechen, wirkt doch die Oberfläche angegriffen. Dennoch ist der Erhaltungszustand auffallend gut, zumal für ein Gefäß mit über 30 Zentimetern Höhe. Weder der Rand noch die Henkel sind wie so häufig bei Objekten, die ausgegraben werden, beschädigt. Eine Datierung oder genauere Einordnung fällt schwer. Doch schwerer noch fällt die merkwürdig gerade Standfläche des Kruges ins Gewicht. Diese wirkt "wie abgeschnitten", was ungewöhnlich für ein altägyptisches Stück ist. Tatsächlich ist dieses Gefäß sehr, sehr jung. Es handelt sich um einen Ausstattungsgegenstand aus Stephen Sommers' The Mummy von 1999.

Wie sieht es nun mit dem nun abgebildeten Gefäß aus?

Aufgrund der Art der Abbildung läßt sich über die Größe nichts sagen - außer daß es fast so groß wie das erste Beispiel wirkt. Tatsächlich ist es wesentlich kleiner. Es wird deutlich, wie sehr Aufnahmetechniken unseren Eindruck von Gegenständen verfälschen können. Auch ist hier die Oberfläche des Objektes tatsächlich rauh und angegriffen, während beim eingangs erwähnten Stück diese lediglich angegriffen scheint. Dieses Gefäß ist echt. Seine Form und die spärlichen Reste von Bemalung ermöglichen eine Datierung: Es handelt sich um ein Gefäß der NegadeII- oder NegadeIII-Zeit. Es ist ca. 5.100 Jahre alt und gehört in die prädynastische Zeit, die Zeit der Skorpion-Könige.

Daß es sich beim nächsten Stück um keines aus dem Alten Ägypten handelt, dürfte selbst für Laien relativ leicht erkennbar sein. Da es dennoch unverkennbar altägyptische Züge trägt, ohne jedoch tatsächlich antik zu sein, spricht man von einem ägyptomanen Objekt bzw. einem Objekt der Ägyptomanie.

Doch wie alt ist dieses Armband nun?

Es könnte sich um ein Stück aus dem 19. Jahrhundert handeln, ein sehr gut erhaltenes, nicht vollkommen gearbeitetes Objekt (man beachte z.B. die kleinen grünen, manchmal fehlenden Tupfen anstelle der Uräus-Schlange am königlichen Kopftuch). Tatsächlich ist es 1998 oder 1999 entstanden (wohl nach einem ägyptomanen Vorbild!) und zwar für die Ausstattung von Stephen Sommers' The Mummy.

 

© Christine Fößmeier